DAW - Das Dresdner Angstwörterbuch

 

Das Dresdner Angstwörterbuch (DAW) ist ein Programmsuplement zu CoAn für Windows, mit dem eine schnelle und zuverlässige Analyse von deutschen Texten nach den Angstskalen des Gottschalk-Gleser-Verfahrens möglich ist. Eine Ausweitung auf alle Gottschalk-Gleser-Skalen (Aggressivität, Depression, Hoffnung, Schizophrenie usw.) ist für die ferne Zukunft geplant.

Das DAW ist, vereinfacht dargestellt, eine Wortliste, die in ihrer aktuellen Version 4070 Lemmata aller Wortklassen (Substantive, Adjektive, Verben usw.) enthält, wobei auch Mehrwortausdrücke und kurze Phrasen erfasst werden, wie z. B. "eiskalt den Rücken hinunterlaufen" als Ausdruck für diffuse Angst. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Angstkategorien des DAW.

Kategorie

Suchausdrücke

Beispiel

Validität

Reliabilität

Todesangst

856

abmurksen

.83**

.98**

Verletzungsangst

680

Amputation

.65**

.93**

Trennungsangst

656

verschwunden

.60**

.54

Schuldangst

553

geradestehen

.75**

.67*

Schamangst

708

zurechtweisen

.76**

.54

Diffuse Angst

617

Haare zu Berge stehen

.69**

.77**

Angst Gesamt

4070

 

.73**

.03

Tabelle: Die Angstkategorien des DAW, Aufbau, Beispiele, Validität, Reliabilität (Pearson-Korrelationen, ** p<0.01, *p<0.05)

 

Zur Überprüfung der Gütekriterien des DAW wurden 290 Texte herangezogen, die durch Kollegen bereits manuell nach dem Gottschalk-Gleser-Verfahren ausgewertet waren und die wir einer Re-Analyse mit dem DAW unterzogen. Ausgehend davon, dass vom DAW als computerbasiertem Verfahren, stets die gleichen Algorithmen durchgeführt und dieselben Ausdrücke kodiert werden, sind Objektivität und Reliabilität als maximal anzusehen. Die Reliabilität wurde dennoch geprüft, wobei wir aufwandshalber nur 10 Texte satzweise nach der odd-even-Methode teilten, die Angstscores für die beiden Teile bestimmten und dann korrelierten (letzte Tabellenspalte, split-half-Reliabilität).

Von besonderer Bedeutung ist die (konvergente) Validität, die wir über die Übereinstimmung (Pearson-Korrelationen) zwischen den manuell vorgenommen Kodierungen von Kollegen und den automatischen Kodierungen des DAW bestimmten. Die Ergebnisse (vgl. Tabelle) sind, betrachtet man dieses Verfahren als in der Entwicklung befindlich, überaus zufriedenstellend.

Ein zu analysierender Text muß im ANSI-Format (Windows Nur-Text) vorliegen, die Analyse erfolgt mit CoAn für Windows und dem DAW als Kategoriensystem. Das Programm gibt dann Gottschalk-Gleser-Rohwerte aus, die sich mit einem Statistikprogramm weiter verarbeiten lassen.

Für Forschungszwecke können Sie das DAW hier kostenlos downloaden (Winzip-Archiv). Sie brauchen CoAn für Windows. Bitte beachten Sie unbedingt die im Archiv enthaltene Datei readme.txt.

Bis zum "Umzug" der DAW-Seiten hierher ist die sehr ausführliche Homepage des DAW unter URL: http://rcswww.urz.tu-dresden.de/~berth/daw/daw.html abrufbar.

Informationen zum Gottschalk-Gleser-Verfahren im allgemeinen gibt es ausfühlich auf der Homepage von Louis A. Gottschalk.

 

Literatur zum DAW

  • Berth, H. (1998). Das Dresdner Angstwörterbuch (DAW). Ein Versuch zur textinhaltsanalytischen Erfassung von Angst. Forschungsbericht Nr. 22 des Instituts für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie der TU Dresden.

  • Berth, H. (1998). Wiedervereinigung und Angst. Inhaltsanalytische Untersuchungen. Zeitschrift für Politische Psychologie, 4 (6), S. 313-324.

  • Berth, H. (1999). Die Angst vor der Wiedervereinigung. Inhaltsanalytische Überlegungen. In: A. Hessel, M. Geyer & E. Brähler (Hrsg.): Gewinne und Verluste sozialen Wandels. Globalisierung und deutsche Wiedervereinigung aus psychosozialer Sicht. S. 124-139. Opladen: Westdeutscher Verlag.

  • Berth, H. & Romppel, M. (1999). Darstellung und Erleben der Wende in Massenmedien. Inhaltsanalytische Untersuchungen am Wendekorpus - zehn Jahre danach. Medienpsychologie, 3 (11), S. 185-199.

  • Berth, H. (1999). Angst vor der Zukunft. Deutsch-deutsche Vergleiche. In G. Krampen, H. Zayer, W. Schönpflug & G. Richardt (Hrsg.): Beiträge zur Angewandten Psychologie S. 388-391. Bonn: Deutscher Psychologen Verlag.

  • Berth, H. (2000). Angst vor der Zukunft. Deutsch-deutsche Vergleiche. In H. Berth & E. Brähler (Hrsg.): Deutsch-deutsche Vergleiche. Psychologische Untersuchungen 10 Jahre nach dem Mauerfall. S. 44-52. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Forschung.

  • Romppel, M. & Berth, H. (2000). Der Umbruch in der DDR aus der Sicht der Medien: Emotionalität, Abstraktheit und kognitive Schließungstendenzen in Texten der Wendezeit. In: H. Berth & E. Brähler (Hrsg.): Deutsch-deutsche Vergleiche. Psychologische Untersuchungen 10 Jahre nach dem Mauerfall. S. 112-123. Berlin: Verlag für Wissenschaft und Forschung.

  • Berth, H. & Romppel, M. (2000). The measurement of anxiety and dogmatism with computer aided content analysis. In J. Blasius, J. Hox, E. de Leeuw & P. Schmidt (Eds.) Social Science Methodology in the New Millennium. Proceedings of the Fifth International Conference on Logic and Methodology, Cologne, October 3-6, 2000. TT-Publikaties (CD-ROM, ISBN 90-801073-8-7).

  • Damaske, A., Esser, U. & Berth, H. (2000). Dogmatismus und Angst. Psychologische Beiträge, 4, 539-550.

  • Berth, H. (2001). Die Messung von Angstaffekten mittels computergestützter Inhaltsanalyse. Ein Beitrag zur Automatisierung des Gottschalk-Gleser-Verfahrens. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie (PPmP), 1 (51), 10-16.

  • Berth, H. & Suslow, T. (2001). Zur Validität eines automatisierten inhaltsanalytischen Instrumentes der Angstmessung: Das Dresdner Angstwörterbuch. Zeitschrift für Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 1 (49), 88-105.

  • Berth, H. (im Druck) Messung von Affektmessung mit dem PC - Das Dresdner Angstwörterbuch. Erscheint in Sprache und Kognition.

 

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